Legionellen: Zahl der Erkrankungen in Baden-Württemberg gestiegen

Legionellen: Zahl der Erkrankungen in Baden-Württemberg gestiegen

Die Zahl der Legionellose-Erkrankungen in Baden-Württemberg nimmt weiterhin zu. Laut aktuellen Berichten des Sozialministeriums wurden allein bis Ende Juli 2024 bereits 222 Fälle gemeldet. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2023 lag die Zahl bei 350 Fällen, während 2022 insgesamt 248 Infektionen registriert wurden. Dieser kontinuierliche Anstieg verdeutlicht die zunehmende Bedeutung von präventiven Maßnahmen und Bewusstsein für die Risiken durch Legionellen.

Was sind Legionellen?

Legionellen sind Bakterien, die natürlicherweise in Süßwasser vorkommen, jedoch in Trinkwasserinstallationen, Klimaanlagen oder Verdunstungskühlanlagen ideale Wachstumsbedingungen finden können. Besonders gefährlich wird es, wenn Legionellen über fein zerstäubtes Wasser (z. B. beim Duschen) als Aerosole in die Lunge gelangen. Dort können sie die sogenannte Legionellose, eine schwere Form der Lungenentzündung, auslösen. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) liegt die Sterblichkeitsrate bei dieser Erkrankung zwischen fünf und zehn Prozent.

Besonders gefährdet sind:

  • Ältere Menschen
  • Personen mit geschwächtem Immunsystem
  • Raucher
  • Chronisch Kranke

Neben der Legionellose gibt es auch das sogenannte Pontiac-Fieber, eine weniger schwere, grippeähnliche Erkrankung, die ebenfalls durch Legionellen ausgelöst wird. Während Legionellose oft eine Hospitalisierung erfordert, heilt das Pontiac-Fieber in der Regel ohne spezifische Behandlung aus.

Warum steigt die Zahl der Erkrankungen?

Der Anstieg der Legionellen-Fälle hat mehrere Ursachen, die von klimatischen Veränderungen bis hin zu besseren diagnostischen Möglichkeiten reichen:

1. Veränderte Wetterbedingungen:

Hohe Temperaturen und Feuchtigkeit bieten ideale Bedingungen für die Vermehrung von Legionellen. Insbesondere in den Sommermonaten können sich die Bakterien in Warmwassersystemen und Klimaanlagen verstärkt vermehren.

2. Alternde Infrastrukturen:

In vielen Gebäuden sind die Trinkwasserinstallationen veraltet, was das Risiko von Stagnation und Biofilmbildung erhöht. Diese Umstände schaffen ein ideales Umfeld für das Wachstum von Legionellen.

3. Längere Stagnationszeiten:

Während der Ferienzeit oder bei selten genutzten Leitungen bleibt Wasser oft stehen. In diesen Fällen steigt die Temperatur in Kaltwasserleitungen oder sinkt in Warmwasserleitungen, was die Vermehrung der Bakterien begünstigt.

4. Bessere Diagnostik:

Durch moderne Labortechniken wird Legionellose heute häufiger diagnostiziert als früher. Dies trägt dazu bei, dass mehr Fälle erfasst werden, die zuvor unentdeckt geblieben wären.

Legionellen-Ausbruch in Stuttgart: Ein Beispiel mit Folgen

Ein markanter Ausbruch ereignete sich im Herbst 2023 in Stuttgart. Zwischen August und November wurden 39 Personen mit Legionellose diagnostiziert, von denen 35 hospitalisiert werden mussten. Als Ursache wurde eine Verdunstungskühlanlage in der Innenstadt identifiziert. Diese Anlage wurde abgeschaltet, um eine weitere Verbreitung der Bakterien zu verhindern. Dieser Vorfall zeigt, wie wichtig regelmäßige Überprüfungen und Wartungen technischer Anlagen sind, um solche Ausbrüche zu vermeiden.

Was sind Verdunstungskühlanlagen und warum sind sie problematisch?

Verdunstungskühlanlagen werden häufig in der Industrie oder in großen Gebäuden zur Kühlung genutzt. Dabei wird Wasser verdunstet, um Wärme abzuleiten. Wenn die Anlagen nicht regelmäßig gereinigt und gewartet werden, können sich Legionellen in den Wassertanks oder Rohrleitungen vermehren und durch Aerosole in die Umgebungsluft gelangen. Besonders in dicht besiedelten Gebieten stellen solche Anlagen ein hohes Risiko dar, da sie Legionellen über weite Entfernungen verbreiten können.

Prävention: So können Legionellen vermieden werden

Um das Risiko von Legionellen zu minimieren, sind präventive Maßnahmen unerlässlich. Dazu gehören:

  1. Regelmäßige Spülungen: Leitungen, die selten genutzt werden, sollten regelmäßig gespült werden, um Stagnation zu vermeiden.
  2. Temperaturkontrolle: Warmwassersysteme müssen eine Temperatur von mindestens 60°C erreichen, um Legionellen abzutöten. Kaltwasser sollte stets unter 25°C bleiben.
  3. Wartung und Reinigung von Anlagen: Verdunstungskühlanlagen, Trinkwasserspeicher und Rohrleitungen sollten regelmäßig inspiziert und gereinigt werden, um Biofilmbildung zu verhindern.
  4. Probenahme und Überwachung: Regelmäßige Legionellenuntersuchungen, wie sie die Trinkwasserverordnung vorschreibt, helfen, potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen.
  5. Aufklärung der Nutzer: Mieter, Hausbesitzer und Facility Manager sollten über die Risiken von Legionellen und die Bedeutung regelmäßiger Wartung informiert werden.

Rechtliche Pflichten für Betreiber

Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) verpflichtet Betreiber von Großanlagen zur Trinkwassererwärmung, regelmäßig auf Legionellen zu prüfen. Wird der technische Maßnahmenwert von 100 KBE/100 ml erreicht, müssen sofort Maßnahmen wie eine Gefährdungsanalyse (Risikoabschätzung) durchgeführt und dem Gesundheitsamt gemeldet werden. Eine Missachtung dieser Vorschriften kann zu Bußgeldern und Haftungsansprüchen führen, insbesondere wenn es zu gesundheitlichen Schäden kommt.

Fazit: Legionellen ernst nehmen

Der Anstieg der Legionellenfälle in Baden-Württemberg zeigt, wie wichtig eine konsequente Überwachung und Wartung von Trinkwasser- und Kühlsystemen ist. Betreiber und Nutzer sind gleichermaßen gefordert, präventive Maßnahmen zu ergreifen, um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen. Die GFA Deutschland GmbH unterstützt Sie mit umfassenden Dienstleistungen wie Risikoabschätzungen, Betriebssicherheitschecks und Spülplänen, um Ihre Anlagen sicher und effizient zu betreiben. Gemeinsam stellen wir sicher, dass Legionellen keine Chance haben.

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